Schilf
Alone and hurtWie lange sie bei den Zweibeinern war konnte Schilf gar nicht sagen. Mit der Zeit wurden die Abstände in denen sie denken konnte und nicht von Schmerzen und einem sonderbaren schmerzversteckendem Gedankenschleier umgeben war größer. Trotzdem konnte sie nicht abschätzen ob sie Stunden, Tage oder sogar Monde bei den Zweibeinern war. In einem ihrer klareren Momente wurde ihr zumindest klar was passiert sein musste. Sie musste auf einem Donnerweg von einem Monster erwischt worden sein, das sie nicht bemerkt hatte. Wie auch immer das möglich war. Eine andere Erklärung gab es nicht. Möglicherweise war es sogar das Monster der Zweibeiner, die sie nun versorgten - oder es versuchten. Einfach machte sie es ihnen nicht.
Ihren ganzen Unterkörper konnte sie nicht bewegen. Nicht nur weil sie Schmerzen hatte, sondern auch weil ihre Beine durch irgendetwas - das sich beim reinbeißen wie minimal bröckeliger Stein anfühlte - in einer Haltung festgehalten wurde. Also konnte sie sich nur mit den Vorderbeinen in dem kleinem Ding umherziehen in das sie gelegt wurde, wenn man sie hinaus nahm. Und das wurde regelmäßig gemacht. Wobei sie da fast dankbar war, denn wenn sie sich erleichterte konnte sie das nicht unter sich machen und weggehen, sondern... So hilflos hatte sie sich nicht einmal als Junges gefühlt! Mehrmals am Tag - zumindest nahm sie das an - nahmen die Zweibeiner sie also raus - nachdem sie mehrmals wild in ihre Pfoten gebissen und gekrallt hatte trugen sie raue, dicke, glatte Häute über ihren Pfoten - aus ihrem Bau und wuschen sie vom Bauch abwärts. Es war keine angenehme Erfahrung. Konnte sie jedem nur von abraten!
Nachts träumte sie oder wenn sie wieder in diesem schmerzversteckendem Gedankenschleier gefangen war, der oft kam nachdem sie etwas getrunken hatte. Sie träumte von ihrem Bruder und ihrem Vater, welche sich im Clan gewiss Sorgen machten. Sie träumte auch von Lava, doch diese Träume waren oft wild und jedes Mal verschieden. Sie träumte auch von ihrer Freundin Frostgeist, welche sich vielleicht auch Sorgen machen würde. Vorallem träumte sie aber vom RegenClan, von der Weite des Sees und dem Licht zwischen dem Schilf. Sehnsucht füllte ihr Herz schmerzhaft und manchmal lag sie jaulend und wimmernd da. Manchmal strichen die Pfoten der Zweibeiner dann über ihren Pelz - der aus irgendeinem Grund deutlich leichter und weniger bauschig war als sonst - und wenn ihre Pfoten nicht so groß wären könnte sie sich einbilden, das es der Kopf einer ihrer liebsten Katzen war.
Doch jedes Mal wenn sie wach wurde lag sie auf den weichen Decken, auf der Seite ausgestreckt, unfähig sich zu bewegen und mit harten Stäben zwischen ihr und dem Zweibeinerbau, aus welchem sie irgendwie würde ausbrechen müssen um zurück in den SturmClan zu kommen.
@Lavapfote