1.0 @Koipfote
Beinahe perplex starrte ich den Kater an. Er war doch schon weitaus länger Schüler als ich. Hatte er nie die Schlangenjagd erlernt? Brachte das nicht jeder Mentor seinen Schülern bei? Oder nur Donnerflamme und ich hatte gerade den erwischt, der es tat? Ich fand die Jagd im Allgemeinen als viel zu anstrengend und zu kompliziert, doch die Schlangenjagd war mir noch viel eher nicht geheuer. Die glatten Reptilien waren für jemanden wie mich zu schwer zu fangen. Allein für ein Exemplar brauchte ich Stunden, entweder weil ich aus der falschen Richtung kam und von ihnen angegriffen wurde, weil sie nicht aus ihren Felsspalten hervorkamen oder weil sie irgendetwas verschreckte, während ich mich so anschlich. Aber das war nicht das Schlimmste. Es schmeckte auch abstoßend, und das kam von jemanden, den kaum jemand als wählerisch bezeichnen konnte. Bizarr, abstrakt, wie ein falsch gegangenes Experiment oder ein ruiniertes Kunstwerk. Nein, eher würde ich Gras als irgendwelche Schlangen essen. "RegenClan-Katzen tun es anscheinend", bemerkte ich mit einem abwesenden Gesichtsausdruck und nickte bei seinem Vorschlag zustimmend, "In Ordnung." Mäuse, Kaninchen, auch alles anstrengend. Aber zumindest leichter zu fangen als diese aalglatten Reptilien. Dass ich, wie schon erwähnt, kein sonderlich guter Jäger war, fand ich zu trivial um ihm noch extra zu sagen. Außerdem würde er es sowieso spätestens bei der Jagd herausfinden.
2.0
"Mhm", ich watete tiefer ins Wasser, dessen schimmernde Oberfläche und flackernden Bilder zweiteilend und in etwas anderes wandeln, etwas dunkles, unerkennbares. Hier draußen war das kühle Nass nicht klar genug um direkt auf den Grund zu sehen. Man wusste nie, was sich unter einem verbarg. "Erst im Blattfall wird es wieder etwas unruhiger werden", bemerkte ich tonlos, ihr beine lautlos für ein paar Schwimmzüge folgend, während denen ich sie stumm beobachtete, bevor ich ein paar wenige Schwanzlängen Abstand von ihr nahm und meinen silbrigen Blick über den See schweifen ließ. Das andere Ufer war nur verschwommen zu erkennen, aber es war nicht so weit entfernt, wie es den Anblick hatte. Es war lediglich eine Entfernung, die unsere Augen, die nicht zu denen eines Raubvogels gehörten, nicht genau erkennen konnten. Dabei erinnerte ich mich flüchtig an die Gerüchte, dass Alligarpfote und Krokodilspfote wohl als Junge den See durchschwommen haben sollten um hier auf die Insel gekommen. Ob es wahr war, konnte wohl nur derjenige sagen, der sie gefunden hatte. Aber es war keineswegs unmöglich, da RegenClan-Jungen die Fähigkeit zu Schwimmen meist im Blut lag, in den Sternbildern, die über sie wachten. Wo sind sie überhaupt? Der Gedanke, nicht mehr als Schatten und so vage wie eine Silhouette, huschte durch meinen Kopf und verschwand bevor ich ihn überhaupt ganz erfasst hatte. Es war mir so gleichgültig wie die Auswahl der Frischbeute am Abend. Jeder verschwand irgendwann, verließ die irdische Welt und die Rolle, die man darin eingenommen hatte. Nicht einmal das Sonnenkind war dabei eine Ausnahme. Und auch ich würde irgendwann verschwinden, von den Weiten des Nichts weggetragen werden und in anderen, weitaus älteren Gefilden wiedergeboren werden. "Was, denkst du, ist das Leben?", erhob ich überraschenderweise das Wort an @Elfenpfote , wandte meinen unergründlichen Blick jedoch nicht vom Horizont ab. Das Wasser war Leben, das hatte ich zuvor gesagt. Doch was genau war Leben? Was entsprach dem Leben? Eine Definition, so allumfassend und dementsprechend unerklärbar, dass sie von den Meisten nur simpel und vereinfacht wiedergegeben werden konnte. Dabei war es genau das Gegenteil. Aber ich störte mich nicht an solchen Einzelheiten. Ich wollte lediglich eine ehrliche Meinung, eventuell eine einfachere, als die meine, die versplittert und verzweigt sich in alle möglichen Richtungen erstreckte.
3.0 @Donnerflamme Steinmauerheide --->
Mit schnellen Schritten, die bei näherer Beobachtung sogar einen Hauch von Eile an sich trugen, lief ich durch den Lagereingang und prompt auf den Frischbeutehaufen zu. Ich konnte es kaum abwarten das gefangene Reptil auf diesen draufzuwerfen. War dessen Geschmack schon zuvor so unerträglich absonderlich und beinahe skurril gewesen wie das eines abgesoffenen Eichhörnchens, so war er nun beinahe schon so grotesk, dass mein irdisches Gehirn ihn kaum mehr wahrnehmen konnte. Aber das machte ihn nicht weniger ekelhaft. Leicht angewidert leckte ich mir über die Mundwinkel und selbst ungeübte Betrachter konnten einen schwachen, unwilligen Ausdruck auf meinem Gesicht entdecken. Dieses Ding konnte gern irgendjemand anderes haben.